Weil wir zusammen einfach besser sind!

Der 6. Lila Salon - mit Andrea Dittmann

Andrea DittmannPolitik – das klingt nach Sitzungsmarathons, Machtspielen und zu wenig Veränderung. Kein Wunder, dass viele Frauen lieber Abstand halten. Ein riesiger Verlust für die Gesellschaft! Deswegen haben wir im Lila Salon am 21. Mai darüber gesprochen, wie Politik anders – weiblicher – aussehen könnte. Und vor allem: wie wir dahin kommen.

Die passenden Impulse hatte Andrea Dittmann mitgebracht. Als Diplom-Pädagogin, Supervisorin, Fortbildungsreferentin und Vorsitzende der Hoppmann-Stiftung „Demokratie im Alltag“ kennt sie die kommunalpolitische Praxis und deren Hürden für Frauen. Schon vor Jahren organisierte sie den VHS-Kurs „Mehr Frauen in die Kommunalpolitik“ – und sie hat keine Scheu, unbequeme Wahrheiten auszusprechen.

Zum Beispiel diese:

  • Frauen in der Politik werden strenger bewertet und nach anderen Maßstäben gemessen als Männer. Oder gab es jemals eine mediale Diskussion über die Kleidung eines Bundeskanzlers beim Opernbesuch?
  • Viele Frauen haben sehr hohe – überhöhte? – Ansprüche an sich selbst und zweifeln, ob sie den Anforderungen gerecht werden. Das Impostor Syndrom lässt grüßen.
  • Im Netz sind Frauen, die sich öffentlich äußern, besonders häufig von Hatespeech betroffen. Die verbalen Angriffe sind kein Zufall, sondern gezielte Einschüchterungsversuche.
  • Die viel beschworene Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist auch im politischen Raum noch längst nicht gegeben. Familie und Mandat sind für viele Frauen eben nicht unter einen Hut zu bringen, weil sie die Hauptlast bei der Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen tragen müssen.
  • Und zu guter Letzt: Frauen scheinen sich eher dann einzubringen, wenn sie Sinn stiften können – nicht, wenn’s um Macht und Posten geht. Da steht Politik sicher nicht weit vorn in der Liste.
 

Diese Thesen trafen bei unseren Teilnehmerinnen einen Nerv. Schnell war klar: Ja, Frauen erleben Politik anders – und ja, das muss sich ändern. Denn in kleinen Gesprächsrunden wurde deutlich: Politik sähe wohl menschlicher, sozialer, familienfreundlicher aus, wenn sie von mehr Frauen geprägt werden würde. Auch wenn die Vorstellung vielleicht idealisiert ist: Frauen erhoffen sich von Frauen eine Politik der Chancengleichheit. Eine Politik, die sich um Inhalte dreht, nicht ums Image oder Machtstreben der Akteure.

Was also muss passieren, damit mehr Frauen den Schritt in die Politik wagen?
Die Vorschläge reichten von Mentoringprogrammen über Netzwerke wie den Lila Salon bis hin zu einer besseren Vereinbarkeit von Care-Arbeit und Engagement. Und natürlich wurde auch die berühmte Frauenquote diskutiert – kontrovers, aber engagiert.

Ein spannender Abend, der das Café Schmatz mit Energie gefüllt hat, mit Zuversicht und Lust auf Veränderung. Was bleibt? Die Erkenntnis, dass Politik mehr Frauen braucht. Und wir gemeinsam weitermachen. Auch im Lila Salon. Punkt.